Der Missbrauch des Mediums „E-Mail“ ist weit verbreitet und sicher auch schon oft thematisiert worden. Doch ein Vorfall aus jüngster Zeit in meinem Umfeld bringt mich dazu, auch ein paar Gedanken zur „E-Mail-Etiquette“ zu formulieren.
Man kann prima E-Mails an „alle“ schicken, um Informationen zu verteilen, die für den Großteil der Empfänger auch interessant sind. Mit „alle“ meine ich einen großen Verteiler, z.B. alle Mitglieder eines Projektes, alle Mitarbeiter einer Abteilung oder auch einer ganzen Firma. Das Antworten an „alle“ ist oft beschrieben worden und kann bei genügend großem Verteiler und hinreichend kleiner Disziplin ein Mail-System in kürzester Zeit lahmlegen.
Darum geht es mir aber heute nicht. E-Mails an „alle“, besonders wenn sie Wünsche, Forderungen oder Kritik beinhalten, erzeugen auch einen enormen psychologischen Druck, der vielleicht gar nicht beabsichtigt ist. Einem Mail-Storm, der mit immer neuen Stellungnahmen, Wünschen und Forderungen auf einen Angesprochenen hereinprasseln, kann auch der Abgebrühteste auf die Dauer nicht widerstehen und der kann zu einem „Ausstieg aus dem System“ führen.
Also: Mail an „alle“ zur Informationsverteilung und Wünsche, Forderungen oder Kritik an den einzelnen Angesprochenen oder zumindest an einen kleinen Verteiler, aber bitte nicht beides kombinieren. Bevor Sie also das nächste Mal eine Mail an „alle“ schicken oder eine an „alle“ beantworten, zucken Sie noch mal zurück. Muss das wirklich an alle gehen, oder reicht nicht auch zunächst eine Mail an den Betroffenen selbst, oder zumindest an einen kleineren Verteiler?